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AutorenbildLaurène Descamps

Dringender Wandel: Wie Aktivismus einen Systemwandel unterstützt

Tausende Menschen liefen letzten Freitag durch die Strassen von Bern, Luzern, Baden, Neuchâtel und anderen Schweizer Städten um griffige Massnahmen zur Einhaltung des Pariser Klimaabkommens sowie zum Schutz vor kommenden Klimakatastrophen zu fordern. Am 4. Oktober wird auch in Zürich demonstriert (mehr Infos). 

Activism Blog
Credits: pixabay, dmncwndrlch

Die kürzlich veröffentlichte Studie der Lancet Planetary Health Commission unterstreicht die dringende Notwendigkeit radikaler gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Veränderungen, um einen sicheren und gerechten Raum für die Menschheit zu schaffen. Was das Ganze noch schwieriger macht: Diese Veränderungen müssen rasch stattfinden, die Zeit ist knapp.  


Es stellen sich folgende Fragen: Wie können wir Politiker:innen dazu bringen, dem wissenschaftlichen Konsens zu folgen und ihre selbst ausgehandelten Vereinbarungen, wie das Pariser Klimaabkommen (2015), einzuhalten? Wie können wir das öffentliche Bewusstsein schärfen und sicherstellen, dass die Menschen für Politiker:innen stimmen, welche eine nachhaltige Nutzung unserer Ressourcen und damit unser mittel- und langfristiges Wohlergehen in den Vordergrund stellen? Wie können wir schnellere Taten ermöglichen? Welche Aktivitäten können wir als Individuen und als Kollektiv umsetzen? 


Die Rolle von Aktivismus  


Aktivismus in seinen verschiedenen Formen  Proteste, Petitionen, ziviler Ungehorsam spielt laut einer kürzlich veröffentliche Studie in Nature eine entscheidende Rolle bei gesellschaftlichem Wandel. In der Studie wird hervorgehoben, dass eine Sensibilisierung für die dramatischen Folgen des Klimawandels von grundlegender Bedeutung ist. Eine stärkere öffentliche Besorgnis kann den Klimawandel zu einem dringenden politischen Thema machen, das Wahlverhalten beeinflussen und Unterstützung für radikalere Klimaschutzmassnahmen schaffen.  


Die Studie untersuchte verschiedene Formen von Protesten und zeigte, dass trotz polarisierender Diskussionen jede Art von Protest zu einem erhöhten Bewusstsein in der Bevölkerung führte.  

Die wöchentlichen Durchschnittswerte der Besorgnis über die Folgen des Klimawandels
Study: https://www.nature.com/articles/s41467-024-46477-4

Die Punkte zeigen die wöchentlichen Durchschnittswerte der Besorgnis über die Folgen des Klimawandels (2016-2020, SOEP). Dargestellt sind die wöchentlichen Google Trends-Werte für die Suchbegriffe Fridays for Future (FFF), Ende Gelände (EG) und Extinction Rebellion (XR). 


Mit anderen Worten sagt diese Studie aus, dass ein höherer Anteil der Bevölkerung, nachdem Klimaproteste stattfanden, den Klimawandel als besorgniserregend empfindet. Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass Klimaproteste nicht nur an die bereits «Konvertierten» predigen, sondern auch zuvor unbesorgte Menschen überzeugen. Dies kann dazu führen, den öffentlichen Diskurs zu verändern und grösseren Wandel zu ermöglichen.  


Tatsächlich berichten Kolleg:innen und Partner:innen im One Planet Lab-Umfeld: Während des Höhepunkts der Klimabewegung in den Jahren 2018 und 2019 war es für NGOs und Politiker:innen einfacher, Gesetze zu verabschieden und Fortschritte in Richtung ehrgeiziger Klimapolitik zu erzielen.  


Gefahren und Potenziale polarisierender Proteste 


Im Artikel «Why Protests Work – Even When It’s Unpopular» wird die potenziell polarisierende Wirkung von Bewegungen analysiert und anhand von Beispielen erläutert. Aktivismus ist komplex und kann polarisierend wirken: Während einige Aktionen zum gewünschten Erfolg führen, können andere bewirken, dass Aktivist:innen in einen Kreislauf der Entfremdung von der breiten Öffentlichkeit geraten. Der Artikel argumentiert, dass die Polarisierung eines Themas ein unvermeidlicher und notwendiger Bestandteil des sozialen Wandels ist. Progressive Bewegungen sollten erkennen, dass Polarisierung eine Kraft ist, die sie als Werkzeug nutzen können, anstatt sie einfach zu vermeiden. 


Ein weiteres Konzept, das mit den positiven und negativen Aspekten der Polarisierung zusammenhängt, wird von Theoretiker:innen sozialer Bewegungen als «radikaler Flankeneffekt» bezeichnet. Die Idee dahinter ist, dass die Präsenz einer militanteren Fraktion innerhalb einer Bewegung – bestehend aus Aktivist:innen, die kontroversere Aussenseitertaktiken anwenden – die Forderungen der Mainstream-Reformer vernünftiger erscheinen lassen kann. Solche «radikalen» Fraktionen können die Verhandlungsposition der Insider stärken, indem sie den Machthaber:innen Kompromisse abtrotzen. Diese sind dann eher bereit, mit dem «respektablen» Gegenpart zu verhandeln, wenn sie mit der Bedrohung durch eine kompromisslosere Alternative konfrontiert werden. 


Insgesamt zeigen Studien, dass Proteste und Bewegungen trotz Polarisierungen die gewünschten Ergebnisse erzielen und die öffentliche Meinung, den Diskurs und das Wahlverhalten positiv beeinflussen können. Die Unterstützung für das Anliegen einer Bewegung kann auch dann wachsen, wenn die Taktik nicht überall auf Zustimmung trifft.  

  

Unser Aufruf zum Handeln  


Wir im One Planet Lab glauben an die Notwendigkeit koordinierter Anstrengungen, um einen Wandel zu erreichen. Wir laden euch alle dazu ein, mit uns auf die Strasse zu gehen und die Politik an ihre Verantwortung für unsere Zukunft auf diesem Planeten zu erinnern. Je mehr wir sind, desto stärker wird unsere Stimme gehört. 


Sei auch dabei und nimm an der globalen Demonstration am 4. Oktober (Zürich) teil.   


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