Das Projekt Climate Fresk, 2018 gegründet, sensibilisiert durch interaktive Workshops auf Basis der IPCC-Berichte für den Klimawandel. Die Teilnehmenden erstellen gemeinsam eine „Freske“, die die Ursachen und Folgen des Klimawandels veranschaulicht. Der Workshop umfasst drei Phasen: Entdecken und Verknüpfen der Karten, kreative Gestaltung der Freske und abschliessende Reflexion mit Lösungsansätzen. Das Projekt hat weltweit über zwei Million Menschen in mehr als 45 Sprachen erreicht und fördert Bewusstsein über das Thema Klimawandel.
Florian Oberson, Country Coordinator der Schweiz beantwortet unsere Fragen.
Wer ist Climate Fresk und was macht ihr?
Climate Fresk ist eine globale Bewegung, die sich der Sensibilisierung und Förderung von nachhaltigen Massnahmen widmet. Es ist unser Ziel, das Bewusstsein für den Klimawandel durch interaktive Workshops zu schärfen. Dieser Workshop basiert auf kollektiver Intelligenz und hilft den Teilnehmern, die Mechanismen und Folgen des Klimawandels besser zu verstehen und wirksame Handlungsmöglichkeiten zu erkunden. Unser Ziel ist es, so viele Menschen wie möglich in der Schweiz über die Klimakrise durch interaktive und kollaborative Workshops zu sensibilisieren und zu mobilisieren.
In der Schweiz wurden schon über 1600 Personen zu Climate Fresk Moderator*innen ausgebildet und über 24’000 haben am Workshop teilgenommen.
Wie seid ihr entstanden und wie habt ihr euch seither entwickelt?
Die Idee hinter Climate Fresk entstand aus einem dringenden Bedürfnis: komplexe wissenschaftliche Themen verständlich und greifbar zu machen. Gemäss einer Studie von Sotomo gaben etwa 30% der Schweizer*innen an, "nicht oder eher nicht” zu glauben, "dass der Klimawandel vom Menschen verursacht ist.“ Wir sind der Meinung, dass grundsätzlich noch zu wenig über den Klimawandel gesprochen wird, da es als ein komplexes Expert*innen-Thema abgetan wird. Es ist aber wichtig, darüber zu sprechen, da es das Bewusstsein erhöht und da es definitiv uns alle etwas angeht. Wir glauben daran, dass Wissen Macht ist – und dass jede/r Einzelne in der Lage ist, einen Unterschied zu machen.
Cedric Ringenbach, der Gründer, suchte nach einer einfachen Methode, um den Inhalt der IPCC-Berichte seiner Klasse näherzubringen. Ein wenig durch Zufall entdeckte er eine effektive didaktische Methode, die auf kollektiver Intelligenz basiert. Als er sah, wie gut diese Methode funktionierte, wuchs der Wunsch, sie weiterzuentwickeln. Der Wendepunkt kam, als er die Herausforderung annahm, einen Workshop für 900 Personen zu organisieren. Das führte dazu, dass er innerhalb kürzester Zeit zahlreiche Menschen ausbilden musste, was die Skalierbarkeit des Workshops verdeutlichte.
Die 42 Karten im Spiel werden laufend aktualisiert, aber der Inhalt ist mehrheitlich der gleiche geblieben. Was sich vorallem verändert hat, ist die Grösse von unserer Bewegung. Von ein paar einzelnen Moderator:innen in Raum von Paris hat sich Climate Fresk zu einer globalen Bewegung entwickelt. Mittlerweile haben über 1.8 Millionen Menschen an einem Workshop teilgenommen und es gibt über 80’000 Moderator:innen in 162 Ländern, die die Workshops anbieten.
Was sind die grössten Herausforderungen, die sich euch gestellt haben? Und wie seid ihr damit umgegangen?
Das Konzept von Climate Fresk ist skalierbar, und unser Wachstum erfüllt uns mit Stolz. Dennoch bringt dieses Wachstum Herausforderungen mit sich. Eine der grössten Herausforderungen aus unserer Perspektive ist es, Menschen, die an unserem Workshop teilnehmen, nachhaltig zu beeinflussen. Wir möchten nicht, dass die Teilnehmer nach dem Workshop alles vergessen, sondern sie dazu motivieren, ihr Verhalten zu überdenken. Ein Ansatz, den wir verfolgen, ist die Ausbildung von Teilnehmenden zu Moderator*innen. Etwa 10 % der Teilnehmenden entscheiden sich, eine Ausbildung zum Moderator zu absolvieren, sei es zur persönlichen Weiterbildung oder aus Überzeugung für unser Konzept. Somit werden Sie Teil von unserer Community und wir versuchen in unserer Community Menschen noch stärker im Kampf gegen den Klimawandel zu engagieren.
Was sind eure drei wichtigsten Learnings, die auch für andere Projekte spannend sein könnten?
Klaren Mehrwert für Freiwillige schaffen und erhalten: Da es viele grossartige Projekte gibt, bei denen sich Menschen engagieren können, ist es entscheidend, den Freiwilligen einen echten Mehrwert zu bieten, um ihre langfristige Beteiligung in der Community sicherzustellen. Aufgaben, die ihren Interessen entsprechen, fördern die Bindung und Motivation. Bei Climate Fresk ist der Mehrwert das Lernen und Entwickeln neuer Fähigkeiten sowie das aktive Weitergeben von Klimawissen.
Geteilte Verantwortung und Mitbestimmung: Wir haben festgestellt, wie wichtig es ist, Teammitglieder in Entscheidungsprozesse einzubeziehen und ihnen Raum für eigenständiges Arbeiten zu geben – besonders, wenn man mit Freiwilligen arbeitet. Gemeinsame Entscheidungsfindung und geteiltes Verantwortungsgefühl stärken die Beteiligung, Kreativität und Eigenverantwortung im Team.
Einfaches Produkt und niedrige Einstiegshürden: Menschen sollen ohne grosse Hürden mit dem Angebot und den Dienstleistungen in Kontakt kommen. Ein klares, einfach zu vermittelndes Konzept ist entscheidend: In 3 Stunden erhält man fundiertes Wissen über den Klimawandel und in weiteren 3 Stunden kann man sich als Moderator:in ausbilden lassen. Natürlich braucht es, um wirklich ein/e gute/r Moderator:in zu werden, noch mehr Zeit. Jedoch sind wir überzeugt, dass wir dadurch, dass wir Komplexität vermeiden, eine grössere Reichweiter erreichen.
Wo finden wir mehr Infos zu euch und erfahren, was bei euch ansteht?
Schaut euch gerne auf unserer Webseite an, dort könnt ihr euch auch direkt für einen Workshop anmelden, die regelmässig in Zürich, Genf und Lausanne organisiert werden. Bei Interesse einen Workshop zu organisieren in einem schulischen, universitären, professionellen oder persönlichen Kontext oder Interesse an einer Partnerschaft meldet euch gerne unter switzerland@climatefresk.org.
Florian Oberson: florian.oberson@fresqueduclimat.org
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