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Fireside-Chat mit Bea Albermann: Wie könnte eine Gesellschaft aussehen, die nicht auf Wachstum, sondern auf Wohlbefinden, Gesundheit und Fürsorge setzt?

  • Autorenbild: One Planet Lab
    One Planet Lab
  • vor 3 Tagen
  • 2 Min. Lesezeit

Im Gespräch zwischen Bea Albermann, Ärztin und Expertin für planetare Gesundheit, und Leonard Creutzburg, Co-Leiter des One Planet Labs, wurde Anfang Oktober deutlich: Gesundheit, Umwelt und gesellschaftliche Rahmenbedingungen sind untrennbar miteinander verbunden.



Leonard Creutzburg und Bea Albermann
Leonard Creutzburg und Bea Albermann

Bea Albermann, die an der Universität Lausanne zu Postwachstum und Gesundheit forscht, erläuterte gleich zu Beginn das Planetary-Health-Konzept. Es zeigt, dass menschliche Gesundheit unmittelbar von intakten Ökosystemen, Biodiversität und stabilen sozialen Strukturen abhängt. Dabei betonte sie, dass die Schweiz als Land mit hohen Emissionen eine besondere Verantwortung für eine nachhaltige Gesundheitspolitik und wirksamen Klimaschutz trägt. Gleichzeitig verursacht das Schweizer Gesundheitssystem derzeit 7 Prozent der nationalen Emissionen und gehört zu den umweltschädlichsten Sektoren.


Hoher Blutdruck ist gefährlich – vergleichbar mit den unsicheren Bereichen, die entstehen, wenn planetare Grenzen überschritten werden.

Ferner hob Bea Albermann hervor, wie stark Gesundheit von psychosozialen und politischen Rahmenbedingungen geprägt wird. Dazu zählen Wohnort, Zugang zu Grünflächen, Belastung durch Hitzeinseln sowie die Gestaltung der Arbeitswelt, etwa durch lange Arbeitszeiten. Menschen mit sehr niedrigen Einkommen sind diesen Belastungen oft besonders stark ausgesetzt. 


Wissenschaftliche Studien zeigen zudem, dass in Ländern mit grosser sozialer Ungleichheit selbst wohlhabende Bevölkerungsschichten keine besseren Gesundheitsresultate erzielen. Es ist daher für alle gesellschaftlichen Gruppen förderlich, soziale Ungleichheiten zu verringern, um das Gesundheitssystem insgesamt zu stärken. 

Bea Albermann verwies ausserdem auf einen internationalen Vergleich: Ältere Menschen in Schweden geniessen in ihren letzten Lebensjahren ein höheres Wohlbefinden als in der Schweiz – obwohl das Schweizer Gesundheitssystem deutlich umweltschädlicher ist. Dies zeigt sich auch in der «gesunden Lebenserwartung». Der positive Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Gesundheit besteht nur bis zu einem gewissen Punkt; darüber hinaus führen zusätzliche Wachstumssteigerungen nicht zu besseren Ergebnissen. 


Auf die Frage von Leonard Creutzburg, ob Gesundheitspolitik nicht alle Politikbereiche betreffe, antwortete Albermann mit einem klaren Ja. Gesundheit müsse in jedem Bereich langfristig mitgedacht werden. Das «Health in all policies»-Prinzip unterstützt politische Entscheidungen, die Gesundheit und Wohlbefinden ganzheitlich fördern. So kann etwa der Ausbau von Radwegen die körperliche Aktivität erhöhen und das Risiko von Herzinfarkten senken. 


Im Fireside-Chat wurde deutlich, dass Prävention und der Schutz unserer Umwelt entscheidend zu unserem Wohlbefinden beitragen. Obwohl die Schweiz das teuerste Gesundheitssystem Europas hat, fliessen nur etwa 3 Prozent in Prävention und Gesundheitsförderung. Wenngleich Prävention und Umweltschutz kurzfristig wenig wirtschaftlichen Gewinn bringen, sind sie für unsere langfristige Gesundheit unverzichtbar. 


Unser Gesundheitssystem sollte darauf abzielen, die Menschen gesund zu halten. Dafür muss die Schweizer Regierung Umweltschutzmassnahmen konsequent umsetzen, denn eine gesunde Umwelt ist auch ein Menschenrecht.

Wer sich den gesamten Austausch ansehen möchte, findet ihn auf YouTube.

 





 
 
 

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