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Innere oder äussere Veränderung?

  • Autorenbild: One Planet Lab
    One Planet Lab
  • 1. Sept.
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 10. Sept.

Unsere Welt ist im Umbruch, das beunruhigt einige und andere lässt es kalt. Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir wie ein wohlgeordnetes Ameisennest sind, dass von einer unsichtbaren Hand mit einem Stock gestört wird. Ein Teil von uns lebt weiter, als wäre nichts geschehen, während ein anderer Teil in alle Richtungen ausschwärmt – auf der Suche nach einem unsichtbaren Feind, auf der Flucht vor Katastrophen oder damit beschäftigt, Ressourcen in Sicherheit zu bringen.


Wir erleben derzeit die spürbaren Auswirkungen menschlichen Handelns auf unseren Lebensraum: historische Brände, historische Überschwemmungen, historische Temperaturen, historische Erdrutsche usw. Phänomene, die von der Wissenschaft seit mehreren Jahrzehnten weitgehend vorhergesagt und angekündigt wurden.


Wir versuchen, globale Antworten zu entwickeln: Ziele für nachhaltige Entwicklung, Klimakonferenzen (COP), B-Corp-Unternehmen, ein internationales Abkommen gegen Plastikverschmutzung … Gleichzeitig entstehen zahlreiche lokale Initiativen: Kreislaufwirtschaft, Agroforstwirtschaft, Öko-Quartiere, Waldschulen…


Kinder spazieren im Wald.



All diese Ansätze kreisen um zentrale Fragen: Was tun? Wie? Wozu überhaupt handeln? Denn trotz ständig aktualisierter Zahlen ist der notwendige Wendepunkt zur Rettung unseres Planeten und zum Fortbestehen des Lebens bislang nicht erreicht.


Was wäre, wenn eine innere Veränderung die notwendige Ergänzung zur äusseren Veränderung wäre? Wie lässt sich ein Modell innerer Veränderung gestalten, das sowohl Einzelpersonen als auch Organisationen und Regierungen anspricht?


Über tausend Expert·innen haben sich dieser Frage gewidmet und ein Konzept für Fähigkeiten und Einstellungen entwickelt: die Inner Development Goals (IDGs). Ziel ist es, ein einfaches Modell bereitzustellen, das als Grundlage für Kompetenzentwicklung in Schulen, Hochschulen, Unternehmen dienen kann. Indem wir bewusster leben würden, könnten wir Polarisierung und kurzfristige wirtschaftliche Interessen besser überwinden, und damit das Gemeinwohl in den Mittelpunkt stellen.


Indem wir unser Bewusstsein erweitern, könnten wir Polarisierung und kurzfristige wirtschaftliche Interessen besser überwinden und das Gemeinwohl in den Mittelpunkt stellen.


Worin besteht das Rahmenwerk der Inner Development Goals (IDGs)? Es handelt sich um eine einfache, übergreifende Sprache, die auf fünf zentralen Säulen und 23 Einstellungen und Fähigkeiten basiert:


  • Sein

  • Denken

  • Interagieren

  • Zusammenarbeiten

  • Handeln


Einige IDGs sind altbekannt und nach wie vor aktuell, wie beispielsweise die Kommunikationsfähigkeit. Andere Kompetenzen wirken ungewöhnlicher, aber sind hoch relevant: die Fähigkeit, langfristig zu denken, mit Bescheidenheit zu handeln und im Moment präsent zu sein.




Und um gleich Missverständnissen vorzubeugen: Das hier ist keine Zauberformel, die die Welt rettet. Es handelt sich um ein Rahmenwerk, nicht um eine Methode. Der Mehrwert liegt darin, dass es zahlreiche Werkzeuge und Methoden zur Stärkung der IDGs anerkennt und legitimiert. Und vor allem legt das Rahmenwerk den Grundstein für eine Menschheit, welche die Natur respektiert und sich wieder innerhalb der planetarischen Grenzen bewegt. Die Terminologie kann in der Berufswelt verwendet werden.


Mein Lieblings-IDG ist der innere Kompass:


Das tiefe Gefühl von Verantwortung und die Verpflichtung, sich für Werte und Ziele einzusetzen, die dem Gemeinwohl dienen. Ich bin überzeugt, dass wir alle diesen inneren Kompass in uns tragen und dass wir, wenn wir ihn aktivieren, bewusstere Entscheidungen treffen können: im Leben, beim Konsum, bei der Berufswahl und beim Wählen.


Ich möchte einige weitere IDGs vorstellen, die gegen aktuelle gesellschaftliche Trends gehen:


  • Die Fähigkeit zur Perspektivübernahme: Die Kompetenz, Informationen aus verschiedenen Blickwinkeln zu recherchieren, zu verstehen und aktiv zu nutzen. Wie gelingt es uns, aus unserer eigenen durch die sozialen Medien genährte Filterblase, herauszutreten, um Menschen zu verstehen, die mit ganz anderen Überzeugungen und Werten leben?


  • Verbundenheit: Das Bewusstsein, Teil eines größeren Ganzen zu sein, etwa einer Gemeinschaft, der Menschheit oder des globalen Ökosystems. Ich nenne das auch „Reliance“.


  • Empathie und Mitgefühl: Die Fähigkeit, mit anderen, mit sich selbst und mit der Natur in Kontakt zu treten – mit Freundlichkeit, Empathie und Mitgefühl. Und dabei auch mit dem Schmerz umzugehen, der in diesem Kontext entstehen kann. Ein Vorbild dafür ist die ehemalige Premierministerin Neuseelands, Jacinda Ardern. Sie lehrt heute an der Harvard University die Tugenden von Freundlichkeit und empathischer Führung.


  • Optimismus: Die Fähigkeit, Hoffnung zu verbreiten eine positive Einstellung und das Vertrauen in die Möglichkeit bedeutender Veränderungen zu haben  und zu vermitteln.


„Denn es ist die Hoffnung, aus der wir unsere tiefsten Kräfte schöpfen“, schrieb Joanna Macy, die Gründerin des „Work That Reconects“.

Was wäre, wenn der Weg zu unserer eigenen inneren Veränderung letztendlich recht einfach zu beschreiten wäre?


Rethink Serie von Annick Wagner, Mitgründerin des Hub des possibles.

Das One Planet Lab empfiehlt folgende konkrete Ansätze, um die Inner Development Goals in deinen Alltag zu bringen:

 

  • Work That Reconnects ist eine lebendige Praxis, die eng mit den Inner Development Goals (IDGs) verbunden ist. Er bietet einen erfahrungsorientierten Weg, um jene inneren Fähigkeiten zu stärken, die für eine ökologische, soziale und menschliche Transformation notwendig sind. Entwickelt wurde dieser Ansatz über mehrere Jahrzehnte von der Wissenschaftlerin, Umweltaktivistin, Autorin und Buddhistin Joanna Macy, in Zusammenarbeit mit zahlreichen Kolleg*innen weltweit.

 

  • TransformAction Lab und der Hub des possibles, beide Partner im Netzwerk des One Planet Lab, arbeiten mit der Methode des Work That Reconnects sowie mit weiteren international anerkannten Ansätzen wie Theory U und den KlimaGesprächen. Durch diese Kombination entstehen Räume für tiefgreifende persönliche und gesellschaftliche Entwicklung – ganz im Sinne der Inner Development Goals (IDGs).

 

  • Wie bereits erwähnt, fördern die IDGs Kompetenzen wie Empathie, Mitgefühl und aktives Zuhören – zentrale Elemente der Gewaltfreien Kommunikation. Diese wird dadurch zu einem kraftvollen Hebel für die Umsetzung der IDGs in persönlichen, sozialen und organisationalen Kontexten. Die Akademie für Gewaltfreiheit und sozialen Wandel bietet ab diesem Monat bis Januar 2026 einen praxisnahen Ausbildungskurs an. Hier treffen Theorie und Praxis aufeinander, um mit konkreten Werkzeugen den gesellschaftlichen Wandel aktiv mitzugestalten.

 

  • Dieses White Paper entstand in enger Zusammenarbeit mit fünf Partnern aus dem IDG-Netzwerk. Ziel war es, Organisationen weltweit den Zugang zu den Inner Development Goals zu erleichtern und ihnen praxisnahe Wege aufzuzeigen. Vielleicht kannst du in deiner Organisation zur Vorreiter:in werden?


  • Diese Open-Source-Bibliothek bietet Methoden, Workshops und Materialien, mit denen sich die im IDG-Rahmen beschriebenen Fähigkeiten gezielt trainieren lassen – individuell oder im Team.


  • Diese LinkedIn-Gruppe bietet dir eine gute Gelegenheit, Kontakte in der zu knüpfen die sich für IDG interessieren.

    Der nächste Blogbeitrag erscheint im Oktober 2025.


Das One-Planet-Lab-Team freut sich über eure Kommentare und Ideen.


Alle bisherigen Blogbeiträge hier



 
 
 

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