Mit Suffizienz zu mehr Realismus
- One Planet Lab

- 27. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Okt.
Wenn man heutige Debatten verfolgt, die sich mit der ökologischen Transformation unserer Wirtschaft- und Lebensweise befassen, ist der Konsens vieler Beiträge schnell ersichtlich: «Wir brauchen mehr Innovationen für besser Technik», so das einhellige Credo. Seien es E-Autos, Wärmepumpen oder Laborfleisch – die Mehrheit scheint sich einig zu sein, dass wir damit unsere Umweltprobleme lösen können. Doch ist es so einfach?
Konsistenz bezieht sich auf neue Technologien. Bleiben wir bei dem Auto-Beispiel: Wenn das Auto nun ein E-Auto ist, also gar kein Benzin benötigt, ist das angesichts der Klimakrise noch besser. Beide Strategien können also zu der notwendigen ökologischen Transformation beitragen. Doch, und das ist der Knackpunkt: Sie werden beide vom Wirtschaftswachstum «aufgefressen». Bleiben wir bei unserem Beispiel: Ein effizienteres Auto, sogar ein E-Auto, ist wünschenswert. Werden aber immer mehr Autos produziert, wie es aktuell der Fall ist, ist der Klimakrise nicht geholfen: Mehr Autos bedeuten mehr Ressourcen- und Energieverbrauch, wenngleich es pro Auto selbst Einsparungen gibt. Dieses Phänomen, bekannt als Rebound-Effekt, ist schon seit mehr als 150 Jahren bekannt – und gilt bis heute. Wir halten also fest: Effizienz und Konsistenz reichen nicht aus (dazu auch den Rethink Blog von Ion Karagounis).
Und trotzdem werden Effizienz und Konsistenz meistens als die Lösungen dargestellt – und andere Vorschläge, die gesellschaftliche Strukturen und persönliches Verhalten angehen möchten, als unrealistisch dargestellt. Doch in der Wissenschaft ist seit langem klar, dass es drei Säulen gibt, auf welche die Transformation bauen muss: Effizienz, Konsistenz und Suffizienz.
Suffizienz beinhaltet Massnahmen und Instrumente, die den Ressourcen- und Energieverbrauch insgesamt verringern, indem gesellschaftliche und wirtschaftliche Praktiken angepasst werden. Die technologischen Neuerungen werden also durch soziale Innovationen ergänzt. Der Weltklimarat spricht in seinen Berichten mittlerweile von Suffizienz als entscheidender Strategie in der Bekämpfung der Klimakrise.
Wir sollten also akzeptieren, dass eine gelingende ökologische Transformation die Ehrlichkeit benötigt, Suffizienz als dritte Strategie, neben den beiden technologischen, anzuerkennen. Leider gibt es eine weithin verbreitete Realitätsverweigerung, wissenschaftlich auch Technikoptimismus genannt, alle Innovationen ausserhalb der Technologie abzulehnen. Soziale Veränderungen werden per se zurückgewiesen. Dabei verkennt diese Einstellung, dass nur alle drei Strategien zusammen die Möglichkeit für mehr Lebensqualität eröffnen.
Stellen wir uns doch einmal weitgehend autofreie Stadtquartiere vor, in denen Kinder sicher sind, und die vor allem E-Busse und Car-Sharing fördern. In denen es sanierte Altbauten gibt, die mit neuen Technologien wie Wärmepumpen ausgestattet sind. Und in denen es gesundes, lokales und saisonales Essen gibt, das sich vor allem auf pflanzliche Proteine konzentriert. Und wenn es hin und wieder Fleisch gibt, dann ist es aus den Schweizer Berggebieten – und nicht aus dem Labor.
Der nächste Blogbeitrag erscheint im Dezember 2025.
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