Die Ziele einer nachhaltigen Wirtschaft
Der Klimawandel, das Artensterben, die Corona-Pandemie und die demographischen Verschiebungen (aufgrund Migration und Altersstrukturen) lassen uns kritisch in die Zukunft blicken. Viele Menschen diskutieren mittlerweile mögliche Auswege aus den Krisen, in denen wir uns befinden und mit denen wir zu kämpfen haben. Die weltweit stetig wachsende Wirtschaft und der damit verbundene steigende Ressourcenverbrauch sind eine der Hauptgründe für den Klimawandel und das Artensterben. So sieht man auf den untenstehenden Grafiken, dass der Energiekonsum und der CO2-Ausstoss in den letzten 50 Jahren stetig gestiegen sind, im Falle des Energiekonsums parallel zur Entwicklung des Bruttoinlandprodukts BIP/GDP.
Aus Sicht des One Planet Labs muss das derzeitige Wirtschaftssystem weiterentwickelt und es müssen neue Modelle diskutiert werden, wenn die Menschheit auch in kommenden Generationen ein gutes Leben führen will. So muss die Wohlstandmessung anders definiert werden und nicht nur anhand einer Maximierung des BIP, denn Wachstum allein bedeutet nicht für alle ein gutes Leben. Die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Menschen sollen mit neuen Modellen für alle gesichert werden und sich dabei innerhalb der planetaren Grenzen bewegen. Um unsere natürlichen Lebensgrundlagen langfristig zu sichern und die Klimakrise zu bewältigen, muss sich unsere Gesellschaft und Wirtschaft hin zu einer «Kultur der Nachhaltigkeit» und einer «Wirtschaft innerhalb der planetaren Grenzen» entwickeln.
Welche Alternativen gibt es?
Es gibt inzwischen verschiedene Konzepte für Formen des Lebens und Wirtschaftens. Diese neuen Ansätze können in drei Gruppen gegliedert werden: neue Wirtschaftsmodelle, die auf Wachstum mit neuen Attributen fokussieren; neue Wirtschaftsmodelle, die Wachstum als Problem identifizieren und deshalb die Wachstumsabhängigkeit vermindern; und neue Wirtschaftsmodelle, bei denen das Wohlbefinden der Menschen im Zentrum steht.
Modell/Bewegung | Ziel/Vision | Vertreter |
Green Economy | Ein grüner Umbau der Wirtschaft führt zu nachhaltiger Entwicklung | |
Der Europäische Grüne Deal | Der Übergang zu einer modernen, ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Wirtschaft, die bis 2050 keine Netto-Treibhausgase mehr ausstößt, ihr Wachstum von der Ressourcennutzung abkoppelt und niemanden, weder Mensch noch Region, im Stich lässt. | |
Circular Economy | Verkleinerung, Verlangsamung und Schliessung der Material- und Energiekreisläufe eines Wirtschaftssystems | |
Factor X | Mehr Wohlstand aus weniger Natur durch die Steigerung der Ressourcenproduktivität um den Faktor 10 | |
Steady State Economy | Wirtschaftliche Entwicklung auf einem optimalen physischen Niveau |
Degrowth/Déscroissance | Gesundschrumpfen der Wirtschaft für mehr soziale Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit und Wohlbefinden | |
Postwachstum | Eine Wirtschaft, die auch ohne Wachstum zu hoher Lebensqualität innerhalb ökologischer Grenzen führt |
Buen Vivir | Entwicklungsmodell, das zu einem guten Leben führt | Alberto Costa, Eduardo Gudynas |
Gemeinwohl-Ökonomie | Wirtschaft, die auf gemeinwohlorientierten Grundsätzen basiert | |
Solidarische Ökonomie | Die Vielfalt von basisdemokratisch und bedürfnisorientierten Wirtschaftsformen leben | Viele AkteurInnen |
Transition-Bewegung | Lokale resiliente und autarke Gemeinschaften gemeinsam aufbauen |
Was braucht es für einen Systemwandel?
Es ist möglich, unsere Art zu Wirtschaften zu ändern und auf Modelle zu setzen, die mit wesentlich weniger oder ohne Wachstum funktionieren. Es gibt jedoch nicht «das eine Modell» und es kann nicht einfach so der Hebel umgelegt werden und anschliessend funktioniert das nachhaltige Wirtschaften. Für den Wandel hin zu einem nachhaltigeren Wirtschaftssystem braucht es eine gesellschaftliche Transformation und veränderte politische und finanzielle Rahmenbedingungen. Der Pfad hin zu diesem Wandel lässt sich aus Sicht des WWF Schweiz in drei Teile gliedern:
Technische Lösungen zur Steigerung der Effizienz. Dadurch kann der Verbrauch von Energie und Ressourcen verringert werden.
Massnahmen, die die Nachfrage nach ressourcenintensiven Gütern drosseln. Hier spielen das Element der Suffizienz und die politischen Rahmenbedingungen wichtige Rollen.
Lösungen, um die Soziale Sicherheit und das gesellschaftliche Entwicklungsniveau zu halten und in Ländern des globalen Südens zu einem höheren Entwicklungstand zu kommen.
Quelle: Das White Paper Wege zu einer Wirtschaft innerhalb der planetaren Grenzen des WWF Schweiz.
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Dieses Erklärvideo ist in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Graubünden und das Institut für Multimedia Production entstanden.
Weitere Unterlagen zu diesem Thema findest du hier:
🎥 Videos
📃 Artikel, Studien und Literatur
🎧 Podcasts
White Paper und Artikel:
📃Das White Paper Wege zu einer Wirtschaft innerhalb der planetaren Grenzen des WWF Schweiz. (auch Links für EN und FR-Version)
📃Das Zukunftsdossier Alternative Wirtschafts- und Gesellschaftsmodelle von der Initiative Wachstum im Wandel
📃Der Beitrag des WWF Schweiz Systemwandel satt Klimawandel definiert fünf Regeln, um die Klimakrise zu stoppen. Oder ausführlicher: http://www.karagounis.ch/umwelttexte/Sechs_Regeln_Das_Magazin.pdf
Literatur und Podcasts:
📃Das Buch von Irmi Seidl und Angelika Zahrnt: Postwachstumsgesellschaft. Konzepte für die Zukunft.
📃Das Buch von Tim Jackson: Prosperity without Growth.
📃Das Buch von Harald Welzer: Alles könnte anders sein. Eine Gesellschaftsutopie für freie Menschen.
📃Das Buch von Rob Hopkins: Stell dir vor…Mit Mut und Fantasie die Welt verändern.
🎧 Der Podcast von RAI Südtirol mit Viktoria Cologna und welche Rolle Postwachstum in der Klimakrise spielen kann.
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