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Enessert: Die neue genossenschaftliche Elektrizitätsgemeinschaft im Kanton Waadt

  • Autorenbild: One Planet Lab
    One Planet Lab
  • vor 9 Stunden
  • 3 Min. Lesezeit

Die am 9. Juni 2024 per Volksabstimmung angenommene Revision des Energiegesetzes ermöglicht, sogenannte „lokale Elektrizitätsgemeinschaften“ (CEL) zu gründen. Damit soll gezielt das Engagement der Bürger für erneuerbare Energien und mehr Suffizienz gestärkt und der Verbrauch an das durch die erneuerbaren Energien ermöglichte Niveau angepasst werden. Diese Elektrizitätsgemeinschaften sind zunächst als lokale Strommärkte konzipiert, die bestehende Renditemodelle nutzen. Damit das volle gesellschaftliche Veränderungspotenzial ausgeschöpft werden kann, ist es erforderlich, dass die durch den Betrieb der CEL erwirtschafteten Erlöse, gesammelten Daten und aufgebauten Kompetenzen einer am Gemeinwohl orientrierten Struktur zu Gute kommen.



Essertines-sur-Rolle, Kanton Waadt
Essertines-sur-Rolle, Kanton Waadt


Thomas Guibentif beantwortet unsere Fragen.


Wie ist euer Projekt entstanden? 


Die Genossenschaft enessert wurde im Winter 2023 gegründet, um eine neue Struktur aufzubauen und dauerhaft zu sichern. Obwohl ihre Aktivitäten erst 2026 mit Inkrafttreten des neuen Gesetzes beginnen, erfolgte die Gründung bereits frühzeitig.


Als Erstes werden wir in der Gemeinde eine lokale Elektrizitätsgemeinschaft mit etwa zwanzig Teilnehmenden aufbauen, um die administrativen Prozesse, wie den Austausch mit dem Stromversorger und den Mitgliedern zu erproben. Anschliessend soll diese CEL für alle Einwohner:innen geöffnet werden. Gleichzeitig werden wir Sensibilisierungsmassnahmen durchführen, insbesondere in Zusammenarbeit mit der Universität Lausanne. Zudem werden wir den Bedarf an Informationen und Kompetenzen definieren, um anschliessend passende Dienstleistungen anbieten zu können.


Auf lange Sicht kann die Genossenschaft als Impulsgeber für unterschiedliche nachhaltige Energieprojekte dienen und deren lokale Umsetzung unterstützen. Es ist beispielsweise geplant, das Heizsystem der Gemeindeverwaltung durch eine Holz-Kraft-Wärme-Kopplungsanlage zu modernisieren. Durch dieses lokale Vorgehen wird Energie als gemeinschaftliche Ressource verstanden und ihre Nutzung effizienter gestaltet.


Was ist eure Vision? 


Das Projekt nutzt zwei aufeinander abgestimmte Ansätze, die gemeinsam darauf abzielen, die nachhaltige Entwicklung in der Region voranzutreiben.

Zum einen sorgt der Betrieb der lokalen Elektrizitätsgemeinschaft dafür, dass möglichst viele Menschen unkompliziert auf lokale Energiequellen zugreifen können. Durch die Organisation von Verwaltungsaufgaben, die Festlegung von Tarifen und den persönlichen Kontakt zu neuen Mitgliedern wird der Zugang erleichtert. Dies stärkt das Bewusstsein für die Verfügbarkeit lokaler Energie. Es lädt dazu ein, sich intensiver mit Themen wie der kollektiven Ressourcennutzung und dem Potenzial neuer Datenerkenntnisse auseinanderzusetzen. Die Teilnehmenden werden ermutigt, ihr Verhalten zu hinterfragen und die CEL weiterzuempfehlen, wodurch die Gemeinschaft wächst.


Zum anderen umfassen die geplanten Beratungsdienstleistungen die Analyse der Energiedaten der Mitglieder, die Beantwortung ihrer Anfragen sowie proaktive Ansprache, wenn Verbesserungsmöglichkeiten erkannt werden. Dies kann beispielsweise Investitionen, die Erneuerung oder das Stilllegen veralteter Anlagen, veränderte Nutzungsgewohnheiten, Modernisierung von Geräten oder die Installation erneuerbarer Energien betreffen. Mit dieser gezielten Unterstützung begleiten wir die Mitglieder bei intelligenten Entscheidungen zur Steuerung und Optimierung ihres Energieverbrauchs. So trägt das Projekt dazu bei, die Umweltbelastung des Gebiets zu verringern und dient anderen als positives Beispiel. Es schafft auch finanzielle Einsparungen, die wiederum in neue innovative Vorhaben investiert werden können.


Dieses Projekt ist aus lokalen Diskussionen über ein geplantes Windparkprojekt in der Gemeinde entstanden. Auch wenn das Projekt selbst nicht von allen befürwortet wurde, bestand jedoch Einigkeit darüber, die lokalen Energiequellen vor Ort zu nutzen.

 

Was ist eure Testfrage? 


Wir nehmen am One Planet Lab teil, um neue Kontakte zu Projekten mit ähnlichen Zielen zu knüpfen und Brücken zu anderen Initiativen für den sozialen Wandel zu schlagen. Der Umweltfussabdruck beschränkt sich nicht allein auf Energiefragen. Durch das Entstehen einer engagierten Gemeinschaft zu diesem Thema schaffen wir Räume für Austausch und Zusammenarbeit, die sich auch auf andere Bereiche ausweiten können. Wir möchten uns sowohl von anderen Initiativen im Netzwerk inspirieren lassen als auch selbst neue Impulse geben.



Und euer Call to Action für das Netzwerk? 


Das Projekt umfasst sowohl Governance, als auch regulatorische und technische Aspekte. Ziel ist es, möglichst auf bestehenden Werkzeugen aufzubauen, um das Rad nicht neu zu erfinden. Wir wollen konkrete Ergebnisse liefern, die anderen Gemeinschaften als Starthilfe dienen. Über ähnliche Initiativen werden wir uns auf dem Laufenden halten und bei Bedarf gezielt Unterstützung im Projektverlauf suchen.

 


Kontakt

Thomas Guibentif: direction@enessert.ch



 

 
 
 

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