Kühlschränke gefüllt mit Lebensmitteln, an denen man sich kostenlos bedienen darf. Essenskörbe, die gratis bei jemanden zu Hause abgeholt werden können – es hört sich zu gut an, um wahr zu sein. Damit will die Initiative Foodsharing jedoch eine bittere Wahrheit bekämpfen: In der Schweiz landen nämlich ein Drittel aller Lebensmittel im Abfall.
Foodsharing setzt bei genau dieser Überproduktion an. Wo es ein zu viel an Lebensmitteln hat, soll dieses an Menschen verteilt werden, welche sie brauchen können. So konnten bis heute über 46’000’000Kilogramm Lebensmittel (die Zahl steigt täglich) vor der Mülltonne gerettet werden.
Simone, wie funktioniert die Initiative Foodsharing?
Simone: «Unsere Initiative besteht aus verschiedenen Gruppen, die ganz unterschiedliche Dinge machen. Alle haben jedoch das gemeinsame Ziel, die Lebensmittelverschwendung einzudämmen. Da Privathaushalte, Einzelhandel und Gastronomie einen grossen Anteil an der Lebensmittelverschwendung haben, setzen wir bei ihnen an.
So können zum einen über eine Online-Plattform sogenannte Foodsharer Lebensmittel, die sie im Übermass besitzen, online anbieten und so an andere weitergeben. Das können einzelne Lebensmittel sein, manchmal sind es auch ganze Gerichte. Oder er/sie bringt sie in einen «Fairteiler», einen öffentlichen Kühlschrank, der für jede/n zugänglich ist, um sie so anzubieten.
Zum anderen gehen wir Kooperationen mit Betrieben ein. Haben diese einen Überschuss an Lebensmitteln, holen sogenannte Foodsaver diese ab. Entweder sie verzehren sie selber, verteilen diese weiter oder sie stellen die Lebensmittel wiederum in unsere öffentlich zugänglichen Kühlschränke. Jede/r kann sich auf unserer Plattform anmelden und als Foodsharer oder Foodsaver aktiv werden.
Manchmal kann es beim Lebensmittelretten zu verrückten Situationen kommen. So durfen wir einmal einige 100 Kürbisse aus einem Freizeitpark abholen und verteilen, da diese nach Halloween nicht mehr benötigt wurden. Ein anderes Mal rief uns ein Unternehmen an und meinte, dass sie über 1000 Liter Eis zu viel hätten. Da haben wir dann schon einen Moment studiert, wie wir das logistisch meistern können.
Da wir aber nicht nur Symptombekämpfung betreiben, sondern ein Umdenken anstossen wollen, setzen wir zusätzlich auf Bildungs- und Sensibilisierungsarbeit. Wenn man dabei merkt, wie jemand einen Aha-Moment hat, wissen wir, dass sich der Aufwand lohnt, um Veränderung anzustossen.»
Hast du noch ein paar Tipps für uns, wie wir es schaffen weniger Lebensmittel wegzuwerfen, Simone?
Simone: « Ja, sicher. Aus alten Lebensmitteln kann man noch ganz viele leckere Sachen zaubern, bevor man diese wegwirft. Beispielsweise kann man aus altem Brot Croutons oder Paniermehl machen. Im Internet findet ihr unzählige Verwertungsrezepte.
Es lohnt sich zudem zu lernen, wie man erkennt, ob Lebensmittel noch geniessbar sind – unabhängig vom Mindesthaltbarkeitsdatum. Insgesamt sollten wir uns des Wertes von Lebensmitteln wieder stärker bewusst werden – schliesslich sind es Lebens-Mittel!»
Und was ist dein Tipp an Personen, die mit einer eigenen Initiative loslegen wollen?
Simone: « Es ist wichtig, eine klare Vision zu haben, wo man hinwill. Macht euch ein konkretes Bild davon, wie die Zukunft aussehen soll, wenn ihr eure Ziele erreicht habt. Daraus könnt ihr immer wieder Motivation und Kraft schöpfen – insbesondere, wenn es mal schwierig wird.»
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