top of page
  • AutorenbildOne Planet Lab

Jardin-forêt : Das lebendige Schweizer Taschenmesser

Im Angesicht der Klima- und Biodiversitätskrise ist es wichtig, unsere Art des Anbaus zu überdenken: Im Einklang mit den planetaren Grenzen und in Verbindung mit unserem sozialen Gefüge. Ein Beispiel für ein alternatives und produktives Anbausystem sind Waldgärten. Steeve Chatelain vom Verein Waldgarten Schweiz erzählt uns mehr darüber.



Steeve, wie ist dein Verein entstanden?

Der Verein Wald-Garten Schweiz wurde im Frühjahr 2022 von drei Mitbegründern ins Leben gerufen: Gilles Metzener, Samuel Dépraz und Yves Loerincik. Sie stellten fest, dass sie starke Überzeugungen in Bezug auf die klimatischen, energetischen und gesellschaftlichen Herausforderungen sowie eine Leidenschaft für die Pflanzenwelt teilten. Sie gründeten also diesen Verein mit dem Hauptziel, die Waldgärten in der Westschweiz nicht nur bekannt zu machen, sondern auch eine Strategie zu entwickeln, um sie so weit wie möglich konkret einzusetzen.




Die drei Gründer von Jardin-Forêt Suisse: Samuel Dépraz, Gilles Metzener und Yves Loerincik

Abbildung 1: Die drei Gründer von Jardin-Forêt Suisse: Samuel Dépraz, Gilles Metzener und Yves Loerincik


Warum sind Waldgärten heilsam?

Die Gesellschaft steht derzeit vor vielen Herausforderungen: Wir müssen uns allmählich von der Globalisierung und insbesondere von fossilen Ressourcen unabhängig machen. Die Ernährung hat heute einen großen Energie- und Umweltfußabdruck. Die Ressourcen, die vom "Feld bis zum Teller" aufgewendet werden, sind beträchtlich und hängen von billigen fossilen Energieträgern ab. Ebenso hat sich die Beziehung des Menschen zur Pflanze stark verschlechtert und wir möchten die Pflanze wieder in den Mittelpunkt der Gesellschaft stellen. Es ist an der Zeit, mehrjährige Anbaumethoden zu finden, die unsere Umwelt, das Klima und die Biodiversität wiederherstellen und gleichzeitig unsere Ernährungsresilienz auf super-lokale Weise sichern.


Wie funktioniert ein Waldgarten?

Waldgärten sind Anbausysteme, die von tropischen Agroforstsystemen inspiriert sind und durch eine hohe Dichte und Vielfalt der Vegetation eine hohe Pflanzenproduktion bei gleichzeitiger Regeneration der Böden und der Biodiversität ermöglichen.


Sie können auf zahlreichen privaten oder öffentlichen Parzellen in städtischen, vorstädtischen oder landwirtschaftlichen Gebieten angelegt werden und basieren hauptsächlich auf essbaren mehrjährigen Pflanzen. Waldgärten imitieren junge, natürliche Wälder. Sie sind dicht, vielfältig, gestuft, produktiv, widerstandsfähig und besser an den Klimawandel angepasst.


Diese Produktionsweisen erfordern tiefgreifende Veränderungen unseres Konsums, unseres Verhältnisses zur Natur, unserer Berufe, der Anbaumethoden, der Ertragsberechnungen, unserer Wirtschaft und unserer kollektiven Kultur, insbesondere der Esskultur.


Wo siehst du den Verein in 5 Jahren?

In 5 Jahren möchten wir mehrere Westschweizer Gemeinden davon überzeugt haben, Waldgärten im öffentlichen Raum einzurichten und zahlreiche Bürger:innen und Unternehmen bei der Einrichtung eines Waldgartens begleiten. Wir werden auch mehrere Muster-Waldgärten haben, wie den in Eysins auf einem landwirtschaftlichen Grundstück angelegten Waldgarten von Eos, den wir gerade in der Domaine de Sous-Cor anpflanzen. Diese Flächen werden es ermöglicht haben, Tausende von Kindern und die breite Öffentlichkeit für die biologische Vielfalt, das mikrobielle Leben und die Botanik zu sensibilisieren. Diese Flächen sowie unsere Schulungen und Konferenzen werden dazu beitragen, Dutzende von Gemeinden, Privatpersonen und Unternehmen zu inspirieren, die bei sich zu Hause Waldgärten angelegt haben. Wir sind uns einig: Es gibt noch viel zu tun, aber wir sind bereit, die Herausforderung anzunehmen!


Ein letztes Wort zum Schluss?

Ich zitiere den Schirmherrn unseres Vereins, Ernst Zürcher, einen großen Schweizer Forstingenieur, der weit über unsere Grenzen hinaus bekannt ist: "Waldgärten anlegen heißt, die Land- und Forstwirtschaft miteinander zu versöhnen, sich daran zu erinnern, dass die Quelle der natürlichen Fruchtbarkeit der Waldboden ist, der reich an organischer Substanz und voller Leben ist, und an die unvergleichliche vegetative Kraft der Bäume und Sträucher zu appellieren. In diesen Paradiesen der Zukunft weicht die harte Arbeit des Pflügens dem Vergnügen des einfachen Pflückens der vielfältigen Früchte, die sie uns bieten, wobei eine dieser Früchte - unvergänglich - die Schönheit ist."


Danke für das Gespräch!


Weitere Informationen gibt es hier: https://www.jardin-foret.ch/

bottom of page